Dez
3
2012

Der Hobbit in 48 Bildern pro Sekunde: HFR

Wer die Produktionsvideos zu den neuen Hobbit-Filmen verfolgt hat, wird es vielleicht schon wissen. Die Filme werden nicht nur in 4k und 3D sondern auch mit 48 Bildern pro Sekunde gedreht. Klingt jetzt erstmal nur nach ein paar Zahlen, aber da ist viel mehr dahinter.

4k hat die vierfache Auflösung eines FullHD-Films, also doppelt so viele Pixel in Breite und Höhe. Fernseher mit einer solchen Auflösung sind noch beliebig teuer und Kinos gibt es auch nur wenige, die solches Bildmaterial verwenden können. Meist werden 2k-Projektoren eingesetzt. In einigen Jahren werden wir den Hobbit aber nochmal mit deutlich mehr Details schauen können. Jetzt schon bemerkbar sollte sich die 3D-Technik machen. Peter Jackson und sein Team haben sich eine spezielle Technik einfallen lassen, mit der die beiden Kameras, die für 3D nötig sind, relativ zueinander versetzen lassen. Damit kann die Fokalebene des stereoskopischen Bildes leicht verschoben werden (mehr dazu wird im Produktionsvideo Nummer 4 erzählt).

Dieser Artikel gilt aber den 48fps (frames per second). Mir war lange Zeit selbst nicht bewusst, welche Auswirkungen eine Verdopplung der Bilderwiederholrate hat. Üblich sind seit den 1920ern 24 Bilder pro Sekunde. Damals wurde das so festgelegt, weil es die Untergrenze für flüssiges Filmvergnügen ist und gleichzeitig ein Minimum an teuren Filmrollen benötigt. Peter Jackson will mit dem Hobbit nun aber den Schritt zu 48 fps wagen – auch High Frame Rate HFR genannt.

Ein sehr wichtiger Vorteil ist die Möglichkeit nun auch schnellere Kameraschwenks in Filme einbauen zu können. Mit 24fps wird das Bild bei einem Schwenk der Kamera durch eine Szene für den Betrachter schnell unscharf und verwischt. Handelt es sich um einen 3D-Film verliert man auch gerne den Fokus. Noch wichtiger für ist aber die deutliche langsamere Ermüdung des Auges. Denn das ist einer der großen Kritikpunkte aktueller 3D-Technik.

Klingt so schwarz auf weiß alles gut. Damit ist die Geschichte aber nicht zu Ende. Die erhöhte Bildwiederholrate ist nicht nur positiv bemerkbar. Wir sind so sehr an 24fps-Bildmaterial gewohnt, dass es am Anfang einer Umstellung dieser Gewohnheit bedarf. Der Stil des Bildmaterial sei nicht mehr so typisch und wirke etwas fremd, heißt es. Da der Hobbit als erster Film mit 48 Frames in die Kinos kommt, bleibt aber abzuwarten wie die Kundschaft reagiert.

Aus einer zehn-minütigen Vorführung von Bildmaterial aus dem Hobbit kamen die Zuschauer mit geteilter Meinung heraus. Während einige behaupteten, der Unterschied wirke total fremd und verschlimmere die Erfahrung nur, zeigten andere nur Begeisterung und Vorfreunde. Wer sich genauer einlesen will, findet viel Feedback zu dieser ersten Vorführung im April 2012 auf der CinemaCon in Amsterdam. Nicht klar ist hierbei aber, wie stark das Bildmaterial bereits nachbearbeitet wurde und ob es 1:1 in den Film übernommen wird (also besser das im Hinterkopf behalten, wenn man negative Kommentare liest). Sicher ist jedenfalls, dass sich die Wahrnehmung deutlich von einem 24fps-Film unterscheiden wird.

Wer sich selbst ein Bild davon machen will, sollte beachten, dass nicht jede Vorstellung in HFR gezeigt wird. In vielen größeren Städten gibt es aber Kinos, die HFR-Material in 3D zeigen können – meist aber noch in 2k. Es bleibt also spannend wie die Zuschauer auf 48 Frames reagieren und ob in Zukunft mehr Filme mit höhere Bildwiederholrate in die Kinos kommen. Die Amateurszene filmt schon länger in HFR.

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Als technikbegeisterter Physikstudent befasse ich mich gerne in meiner (teilweise spärlichen) Freizeit mit den neuesten Technik und IT Trends. Ich möchte auf meinem Blog Retracked.net einige meiner Recherchen oder einfach nur Themen, die ich spannend finde, mit euch teilen.

5 Kommentare + Kommentar hinzufügen

  • Weisst du was genau so fremd bei dem neuen Bild wirken soll? Die Farbe, Schärfe oder andere Dinge?

    Ich freue mich das PJ da einen neuen Weg geht. Und freue mich auch auf den Film bzw die Filme :)

    • Ganz klar ist mir das auch nicht. Einerseits soll es durch die große Verbreitung höherer Framerate im Amateurfilmerbereich eine Ähnlichkeit zu Amateurfilmen geben, von der wir (als Laien) wohl nichts bemerken werden. Zumindest wäre ich mir keines Filmes bewusst, den ich in hoher Framerate gesehen hätte (die Video-Portale wie Youtube und Vimeo scheinen alle nur 24fps zu unterstützen). Andererseits soll durch die starke Schärfe des Bildes (auch bei Bewegungen) eine Ähnlichkeit zu TV-Spots herrschen. Einer der Kritiker-Tweets hatte genau das zum Thema: „… als wäre es für den TV hergestellt …“ (hab den Link leider grad nicht).

      Ich bin aber der Meinung, dass man so etwas im Eifer des Gefechts (also vertieft ins Filmgeschehen) nicht so sehr bemerken wird, wie ein Kritiker der von vornherein weiß, auf was er achten muss. Also am besten einfach selbst mal hingehen (werde ihn mir auch nächste Woche in 48HFR ansehen und kann gerne berichten).

  • […] Wer mehr an der Technik an sich interessiert ist, möge sich meinen anderen Artikel zum Thema Hobbit in HFR […]

  • Ääh – der Amateurfilmbereich filmt schon länger auf HFR?
    Abgesehen davon, dass die ersten Kameras im Amateurfilmsektor, die das können erst vor einem Jahr rausgekommen sind, gibt es auch da keine große Verbreitung dieser Technik, weil Kameras UND Wiedergabemöglichkeiten viel zu wenig im Umlauf sind.
    Dass es schon sehr erschwingliche 50p-Kameras gibt ist richtig und sicher gibt es Technik-Freaks, die damit was machen, aber das gibt´s ja wohl eher noch viel mehr im Profi-Broadcast-Lager, wo das ja schon für Sportveranstaltungen eingesetzt wird.

    TV-Spots, also Werbung wird in der Regel mit Film- bzw. digitalen Filmkameras gedreht und sieht eher klassisch wie Hochglanz-Film aus, da gibt´s also auch keinen Zusammenhang, würd ich sagen, sondern dem sogar klar widersprechen.

    Abgesehen davon hat beides mit HFR, dem Look und der Akzeptanz auch nichts zu tun.
    Der Look ist aufgrund der hohen Framerate einfach sehr scharf. Punkt.
    Das sieht dann u.U. „billiger“ aus, weil es nicht dem gewohnten Kinolook entspricht und
    vielleicht auch zu sehr in Richtung Videoästhetik geht, die man ja eigentlich vermeiden möchte. Manche beschreiben das als hyperrealistisch.
    Vieles davon sind auch subjektive Wahrnehmungen – genauso wie man früher die 16:9-Balken (heute die 2,35:1-Balken) automatisch mit etwas höherwertigem gleichgesetzt hat. Bei Film hat man nun mal eine bestimmte Ästhetik im Kopf und brechen sehr viele Elemente raus (z.B. auch zu hohe Tiefenschärfen), dann erinnert einen dies eben weniger an Kinofilm und mehr an Fernsehen.

    Und obwohl vielleicht nur unbewusst, wird dies dem Laien ebenso auffallen.
    Die Meinungen zu der Technik sind auf jeden Fall auch beim Endprodukt sehr geteilt.

    • Hi Dirk,

      zum Amateurfilmbereich zähle ich auch Spiegelreflex-Kameras. Diese filmen schon lange in 30 fps oder mehr (z.B. 60 fps in gewissen Modi bei den weit verbreiteten Canon EOS 600d und 650d). Im Vergleich zu 24 fps ist das nun mal HigherFrameRate :)

      HFR ähnelt insofern den Werbespots, als dass sie beide (meiner Meinung nach) etwas hyperrealistisch wirken. Also sehr klare und scharfe Bilder. Im Kino hat man oft den eher verschwommenen Fantasy-Look. Natürlich gilt das nicht für alle Werbespots.

      Zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels und der Ergänzung in den Kommentaren hatte ich den Hobbit selbst noch nicht in 48fps gesehen. Die Vergleiche kommen von den angegebenen Quellen. Insofern danke ich dir für die gute Ergänzung.

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