Mrz
6
2012

Testbericht: Die Tore der Welt – Das Kartenspiel

Nach dem Brettspiel „Die Tore der Welt“ zum gleichnamigen Roman von Ken Follet erschien am 1. März 2012 nun ein passendes Kartenspiel, das die groben Spielzüge des Brettspiels übernimmt und weiterhin die Atmosphäre aus dem Roman beinhalten soll. Denn nicht nur Ken Follets Roman wurde ein Erfolg, auch das Brettspiel ist sehr beliebt – teilweise aufgrund seiner Komplexität (Ich hatte bereits über die verliehene Auszeichnung „Spiel des Jahres Plus“ berichtet). Wir spielen das Brettspiel immer wieder gerne und haben für euch das Kartenspiel „Die Tore der Welt“ getestet.

Die Spielregeln (grob erklärt)

Wie beim Brettspiel erhalten die Spieler regelmäßig ihr Einkommen und versuchen über Aktionen dieses in wertvolle Siegpunkte umzuwandeln. Denn wer nach zwei Kapiteln am meisten Punkte besitzt, gewinnt. Auch hier wird jede Runde eine Ereigniskarte gezogen. Durch die Ausrichtung der Karte legt der Startspieler fest, wer welches der vier Güter (Frömmigkeit, Medizinisches Wissen, Baumaterialen oder Tuch) erhalten kann. Denn es gilt für jeden noch zu entscheiden, ob er eine Aktion ausführt oder das Einkommen haben möchte.

Zwischen den vier Gutskarten richtet der Startspieler die Ereigniskarte aus

Die fünf Aktionskarten

Aktionen sind zum Beispiel „Tausche bis zu 2 beliebige Güter in je einen Siegpunkt“ in den Varianten

  • Güter in Siegpunkte tauschen
  • Siegpunkte in Güter tauschen
  • Güter in andere Güter tauschen
oder „Nutze die Gunst“, sowie „Karten aufnehmen“. Spielt man letztere aus, erhält man alle abgeworfenen Karten wieder zurück. Das passiert aber auch, wenn man allle fünf Aktionskarten abgeworfen hat. Der Startspieler erhält in jedem Fall zusätzlich das Gut, auf das der rote Pfeil der Aktionskarte zeigt. Dieses Gut und ein weiteres beliebiges erhält man auch durch Ausspielen der Karte „Nutze die Gunst“. Die fünf verschiedenen Aktionskarten geben neben der Aktion noch vor, welche Menge vom jeweiligen Gut (0 bis 3) man beim Abwurf dieser Karte erhält. Es heißt also schlau zu kalkulieren, damit man immer ein möglichst hohes Einkommen hat.

Drei der insgesamt 24 Ereigniskarten

Zusätzlich gibt jede Ereigniskarte ein Ereignis vor. Ist sie braun umrandet, muss das Ereignis sofort ausgeführt werden. Zum Beispiel kann das sein „Jeder Spieler erhält 2 Baumaterialien“ oder „Jeder Spieler kann 1 Frömmigkeit in 2 Medizin tauschen“. Eine blau umrandete Ereigniskarte ist ein dauerhaftes Ereignis und kann erst nach der Aktionsphase durchgeführt werden.

Das ganze läuft dann so ab:

  • Ereignis ausführen (sofern braun umrandet)
  • Der Startspieler platziert die Ereigniskarte und bestimmt damit die Einkommen.
  • Jeder darf reihum eine Aktion ausführen oder das Einkommen erhalten.
  • Blaue Ereigniskarten dürfen reihum genutzt werden
  • Nächster Spieler (im Uhrzeigersinn) wird Startspieler.

Von den blauen Ereigniskarten können nur maximal zwei auf dem Tisch liegen, kommt eine dritte dazu, wird die „älteste“ weg gelegt. Pro Zug darf jeder Spieler maximal eine blaue Ereigniskarte verwenden und so zum Beispiel „2 Baumaterialien und 1 Frömmigkeit in 4 Siegpunkte tauschen“. Hier gilt es einen möglichst guten Wechselkurs Güter/Siegpunkte zu erreichen – denn mit den Ereigniskarten ändern sich auch die Tauschmöglichkeiten.

Ist ein Kapitel zu Ende (= 12 Ereigniskarten bzw. Runden), muss jeder Spieler die Abgaben leisten. Diese sind abhängig von der Farbe der letzten Ereigniskarte (blau/braun), ansonsten aber in jedem Spiel gleich. Wer die Abgaben nicht leisten kann, verliert pro fehlendes Gut 2 oder 3 Siegpunkte. Hier widersprechen sich Anleitung (3 Siegpunkte) und Kapitelendkarte (2 Siegpunkte) und ich weiß nicht welche Variante richtig ist.

Güter- und Siegpunktskalen. Der Spieler besitzt 8 medizinisches Wissen, 11 Frömmigkeit, 3 Tuch, 2 Baumaterial und 32 Siegpunkte.

Wie viele Güter jeder Spieler hat, wird durch je zwei Karten gezählt. Auf eine Karte mit vertikaler Skala von 1 bis 9 wird eine zweite Karte gelegt, die auf ihren beiden Seiten 0 oder 10 stehen hat. Durch Verschieben der oberen Karte ändert man in Einser-Schritten die Gutanzahl, durch Umdrehen erhöht man die Zahl um 10. So kann ein Spieler bis zu 19 Güter einer Sorte besitzen. Jeder Spieler hat 4 dieser Skalen plus eine ähnliche Skala für die Siegpunkte, die bis 79 reicht. Man startet mit 10 Siegpunkten und null Gütern.

Kapitelabschlusskarten mit den zu tätigenden Abgaben

Nachdem beide Kapitel durchgespielt wurden (insgesamt 2×12 Runden) und die Abgaben geleistet wurden, gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten auf seiner Siegpunktskala. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit mehr Gütern. Die komplette Spieleanleitung bekommen Interessierte auf der Kosmos-Homepage.

Spielgefühl und Fazit

Das Kartenspiel „Die Tore der Welt“ ist, im Vergleich zu Brettspielregeln, schnell erklärt. Jedoch benötigt der Aufbau (besonders für 4 Spieler) relativ viel Platz, weshalb ich mir nicht vorstellen kann das Spiel unterwegs auf engem Raum zu spielen. Unter anderem auch, weil die Skalenkarten ruhig liegen müssen – ein zufälliges Verschieben verfälscht das Spiel. Man findet dafür recht schnell ins Spiel und hat nach einigen Runden den Dreh raus.

Auffällig ist, dass die Spielart stark von der Spieleranzahl abhängt. Spielt man nur zu Zweit, hat man jede zweite Runde die Möglichkeit sein Einkommen zu bestimmen und kann deshalb optimal sein Einkommen generieren. Es ist kaum notwendig mit den Aktionskarten Güter zu tauschen. Im Spiel zu Viert hingegen bekommt man selten das benötigte Gut und muss mehr auf Aktionskarten ausweichen. Vor allem gegen Ende eines Kapitels hin, um die Abgaben leisten zu können.

Zwar hat man Vorteile, wenn man zufällig die benötigten Güter erhält, jedoch relativiert sich das durch schlaue Wahl der Aktionskarten. Es passiert immer wieder, dass man nur mehr Aktionskarten in der Hand hält, die keine oder nur eine Einheit des zugewiesenen Guts einbringen. Kann man dann einen sinnvollen Tausch durchführen oder „Nutze die Gut“ ausspielen, verschafft man sich einen Vorteil.

Insgesamt ist „Tore der Welt“ flüssig zu spielen, da alle Spieler ihre Aktionen unabhänig ausführen können und nicht auf die Aktion des vorigen Spielers warten müssen. Einzig bei der Ausrichtung der Karte durch den Startspieler entsteht eine kurze Pause. Für ein kurzes Spiel im Bus oder der Bahn ist es nicht geeignet, sehr wohl aber für den Strand oder ein Restaurant. Die Schachtel ist kompakt und leicht mit zu nehmen. Das vollwertige Brettspiel kann es natürlich nicht ersetzen, die Aktionsmöglichkeiten sind doch deutlich beschränkt. Mit 45 Minuten Spielzeit (eher knapp geschätzt) ist es aber recht langwierig und man spielt selten mehrmals in Folge.

Es mag sicherlich bessere Kartenspiele geben, jedoch ist „Die Tore der Welt“ durchaus für Fans des Romans und Brettspiels zu empfehlen – auch aufgrund des günstigen Preises von 7 Euro (bei Amazon.de zum Beispiel). Übrigens: Auf den Aktionskarten gibt es die gewohnten, atmosphärischen Verbindungssätze zum Roman.

 

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Als technikbegeisterter Physikstudent befasse ich mich gerne in meiner (teilweise spärlichen) Freizeit mit den neuesten Technik und IT Trends. Ich möchte auf meinem Blog Retracked.net einige meiner Recherchen oder einfach nur Themen, die ich spannend finde, mit euch teilen.

2 Kommentare + Kommentar hinzufügen

  • Hi,

    schön, das hier auch übe Brettspiele berichtet wird. Als großer Brettspielfan und Erfinder von Brett- sowie Kartenspielen freue ich mich immer, wenn ich etwas neues zu lesen bekomme.

    Ich kenne die Brettspielvariante und kann mir jetzt aber auch vorstellen mir zusätzlich das Kartenspiel für unterwegs zuzulegen.

    Am besten lasse ich mir das Spiel zum Geburtstag schenken

    Liebe Grüße aus Berlin

  • Du hast das ausführlich berichtet, so dass man sich ein gutes Bild vom Spiel machen kann. Für mich ist wichtig der Unterschied zwischen zwei und mehr Spielern. Da wir auch Follet-Fans sind, werden wir es wohl mal ausprobieren, zu Weihnachten, wo die Familie zusammenkommt, ist sicher ein guter Start. :-)

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